Donnerstag, 19. Januar 2012

Hide and Seek

Jeden Abend musst du raus,
raus aus deiner Wohnung,
rein in das Getümmel,
du brauchst laute Musik und Stimmen,
damit du deine Gedanken nicht hörst,
du brauchst Drinks und nette Gesellschaft,
damit du den Schmerz nicht spürst.
Du stellst alles ab, tot, auf off.
Die Leute nennen dich "immer gut drauf"
und du geniesst ihre Worte,
saugst ihre Blicke auf und ihr Lachen,
kannst ohne ihr Bewundern nicht sein.
Manchmal später, dein Tanzen,
gleicht eher einem Schwanken,
aber das stört nicht, im Gegenteil,
deine Freunde lachen
und du fliegst zur Musik im Raum umher,
vergessen, das tust du gern,
verdrängst die Verdrängung.
Du bist wie hinter einer Glasscheibe,
ich schau dich an und versuche,
meine Worte in dich reinzupflanzen,
dich aufzurütteln,
es tut weh dich so taub zu sehen.
Möchtest nicht merken,
dass dein Leben ein einziges Chaos ist.
Rechtfertigst es damit, dass du auf dein Herz hörst.
Dabei hast du einfach Angst vor deinem Kopf.
Impulsentscheidungen, spontan sein,
sagst du, das ist doch schön!
Und deshalb bist du auch immer so fröhlich,
weil du eben geniesst,
die Umstehenden nicken und rühmen dich
für deine positive Einstellung,
erkennen das Wrack hinter all dem Schein nicht.
Oft gehst du dann mit jemandem heim,
oder nimmst diesen jemand mit zu dir,
weil du nicht alleine sein willst,
versuchst das Schlüsselloch zu treffen,
bevor ihr ins Bett taumelt,
hilflose Liebende,
Liebende für eine Nacht.

Am nächsten Morgen,
vor dem graut es dir am meisten.
Nichts hat sich geändert,
höchstens der Körper neben dir.
Du hast Kopfweh, nicht nur von
spendierten Getränken,
sondern von all den auftürmenden Sinneseindrücken.
Sinn…nichts macht für dich Sinn.
Nicht gestern, und nicht jetzt,
und auch nicht das Brauseaspirin.

Weder Gefühle noch Beziehungen,
in welcher Art auch immer,
und vorallem nicht Vertrauen.
Denn vertrauen öffnet und verletzt.
Nichts macht Sinn - am Tag.

Bis zum Abend, wenn du wieder deine Wohnung verlässt,
deinen Mantel überstreifst,
der deine Wunden versteckt.

Raus aus deiner Wohnung,
rein in das Getümmel.

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