Mittwoch, 8. August 2012

Vergessen


Man wird selbst erdrückt
Von Zweifeln und Gedankenlasten
Vom Müssen und Sollen
Von Zielen die erreicht werden sollen
Träume, vom eigenen Druck zerquetscht
Lachen, das von Ängsten und Sorgenfalten ersetzt wird
Alltag, der nur noch aus Plänen besteht,
vergessen zu leben.
Die Luft einzuatmen, die nach Hoffnung riecht,
wenn der Regen alles abwischt,
die Blätter tropfen,
das Gras viel grüner erscheint,
die Strassen nach nassem Teer riechen.
Habe vergessen, wie sich die Rinde eines Baumes anfühlt
oder  wie Brennnesselstiche an den nackten Waden wirklich brennen.
Habe vergessen, dass weit weg von gesellschaftlichen Vorgaben
- wie Bodymassindex, dem perfekten Outfit,
den hippsten Instagrammbildern, dem Ausfüllen unzähliger Formulare,
das Zahlen der Rechnungen und der gesunden Ernährung –
noch das Leben lebt, während ich darauf warte,
warte auf den springenden Moment,
dabei nicht realisiere, dass viele springende Momente
an mir vorbeiziehen.
Ich bin zu beschäftigt mit Beschäftigtsein.
Versinke in Vorwürfen,
und in meiner Angst vor ständigem Versagen,
höre mich nur noch ‚scheisse’ sagen
höre mich nur noch weinerlich klagen.
Verliere mich.
In unwichtigen Debakeln
Nörgele an unwichtigen Makeln.
Lachen, das von Ängsten und Sorgenfalten ersetzt wird
Alltag, der nur noch aus Plänen besteht,
vergessen zu leben.
Habe vergessen, wie der Sommerhimmel aussieht,
wenn der Mond die Wolken beleuchtet,
wie Eulen klingen, wenn sie in der Nacht erwachen,
wie herzerwärmend Kinder lachen,
die noch voller Unschuld ihr Leben im Abenteuer leben,
habe vergessen,
wie es ist zu vergeben –
anstatt sich ständig blinder Wut hinzugeben.

Will mich befreien von diesen Fesseln der Freude,
will nicht mehr warten, denn wenn nicht heute –
wann dann?